Public Interest Tech

Wikipedia, OpenStreetMap, GiveDirectly: Technologische Tools können gesellschaftliche Probleme lösen und wichtigen Mehrwert schaffen. Um solche Anwendungen zu entwickeln, fehlen in der Schweiz jedoch Experimentierräume und oft auch die finanziellen Mittel.

Der Prototype Fund füllt diese Lücke und fördert die initiale Entwicklung von Tools, die gesellschaftliche Probleme lösen, für die es aber aktuell oft weder private (u.a. wegen fehlender Business Models) noch staatliche Finanzierung gibt.

Offene Technologien von und für die Zivilgesellschaft

Unter Public Interest Tech verstehen wir Open-Source-Technologien, die gesellschaftliche Probleme lösen und das Gemeinwohl fördern. Gemeinnützige Technologien können unsere Gesellschaft fairer, demokratischer, offener, resilienter, sicherer und/oder nachhaltiger machen.

Unter Public Interst Tech fallen beispielsweise Partizipation (Civic Tech, Fokus der Runden 1 und 2), Bildung, Diversität, Gesundheit, offenes Wissen und Datenkompetenz oder -sicherheit. In der aktuellen Förderrunde fokussieren wir auf nachhaltige Digitalisierung und digitale Suffizienz: Auf dem Weg zu Netto-Null soll digitale Technologie Teil der Lösung werden – nicht des Problems.

Bei Public Interest Tech geht es uns aber nicht nur um das „Was?“ sondern auch um das „Wie?“. So sollte Technologieentwicklung ein offener, kollaborativer und interdisziplinärer Prozess sein, dessen Ergebnisse menschenzentriert und nachhaltig gesellschaftlich relevante Herausforderungen angehen. Im Detail bedeutet das:

  • Offen: Technologie sollte nicht im Geheimen entwickelt werden, sondern als Prozess sowie im Ergebnis offen zugänglich sein. Dies betrifft einerseits den Quellcode selbst, andererseits sollte auf die Verwendung offener Standards und Daten gesetzt werden, da dies Abhängigkeiten mindert und Interoperabilität fördert. Durch die Veröffentlichung des Quellcodes wird Technologie vertrauenswürdiger und wirkungsvoller und nachhaltiger, da andere ihn überprüfen, sowie auf diesem aufbauen und ihn weiterentwickeln können.
  • Kollaborativ: Wettbewerb kann Vorteile haben, doch wenn es um die Entwicklung von Technologien geht, die den Alltag und die Arbeitswelt von Menschen massgeblich bestimmen, sollte Zusammenarbeit an erster Stelle stehen. Dies betrifft auch die Entscheidung, ob es eine bestimmte Technologie überhaupt braucht oder ob sie eingesetzt werden soll. Entgegen dem Sprichwort “Zu viele Köche verderben den Brei” sind wir überzeugt davon, dass die Beteiligung vieler verschiedener Beitragender Code besser und stabiler macht. Trotzdem gibt es immer ein Überprüfungsverfahren, welches gewährleistet, dass nur qualitativ hochwertige Beiträge es letztlich in die Software schaffen.
  • Interdisziplinär: Software braucht nicht nur Entwickler:innen. Ohne Designer:innen, thematische Expert:innen oder Kommunikationsfachleute nutzt der beste Code nichts. Schon in der Entwicklungsphase soll deswegen ein möglichst interdisziplinäres Team zusammenarbeiten.
  • Menschenzentriert statt profitorientiert: Technologie soll dem Menschen dienen und ihm helfen, Probleme zu bewältigen. Sie soll nicht dafür designt sein, dass Nutzer:innen beispielsweise die Kontrolle über die Weitergabe persönlicher Daten verlieren. Die Nutzenden sollten bei der iterativen Entwicklung der Anwendungen früh und oft eingebunden werden.
  • Gesellschaftlich relevante Herausforderungen: Technologie sollte nicht als Selbstzweck entwickelt werden und keine fiktiven Probleme behandeln, sondern sich auf die Herausforderungen konzentrieren, mit denen (viele) Menschen zu kämpfen haben – deswegen ergibt es nur Sinn, dass die Software-Ideen auch aus der Gesellschaft kommen und menschenzentriert entwickelt werden.
  • Nachhaltig: Das Rad muss nicht ständig neu erfunden werden. Wenn es funktionalen Code für einen bestimmten Zweck gibt, sollte dieser weiterverwendet und -entwickelt werden können, um Ressourcen und Zeit einzusparen. 

Der Prototype Fund ist ein Werkzeug, das mit dafür sorgen kann, Digitalisierung im Sinne der Gesellschaft zu betreiben statt lediglich Marktlogiken zu folgen. Wir können das Vertrauen in “die Digitalisierung” steigern, indem wir mittels Open-Source-Software zeigen, dass Technologie keine black box sein muss, die zum Profit einiger weniger Unternehmen entwickelt wird. Auf diese Weise kommt die Digitalisierung wirklich in der Gesellschaft an und erzeugt nachhaltigen Nutzen.